Gestern Abend haben die zauberhafte Klarinettistin Sharon Kam und ihr ausgezeichneter Klavierpartner Stephan Kiefer das Gezeitenkonzert in der ausverkauften Reepsholter Kirche bestritten. So etwas habe ich noch nicht erlebt – diese Klänge, die da aus Klarinette und Klavier kamen, waren wirklich wundervoll. Sie verliehen dem Publikum nach dem Konzert fast Flügel, als sie die wahnsinnig steile Treppe von der Empore herunterkamen. Wir hatten befürchtet, dass sich möglicherweise Gäste beschweren würden, aber sie waren so von der Musik beseelt, dass sie einfach nur froh waren, dieses Erlebnis teilen zu dürfen. Unser Vorteil war auch, dass wir bereits beim Kartenverkauf stets darauf hingewiesen hatten, dass die Treppe extrem steil sei.
Der Abend begann modern mit Alban Berg, es folgte die selten aufgeführte 1. Sonate von Brahms, die das Publikum teilweise zu Tränen rührte. In der Pause fand ich es unglaublich nett, dass Sharon Kam sich den Fragen der Zuhörer stellte und mit einer Engelsgeduld antwortete. Anschließend standen noch Debussy, die bei Klarinettenschülern sehr beliebten Fantasiestücke von Gade und die Sonate für Klarinette und Klavier von Poulenc auf dem Programm; dann hielt es das Publikum kaum noch auf den teilweise unbequemen Kirchenbänken. Der Applaus drang sogar durch die dicken Kirchenmauern nach außen und wurde mit zwei fantastischen Zugaben belohnt.
Passend zum Abbau fing es an zu regnen, sodass der Klaviertransport noch ein wenig warten musste, ist dieses Instrument doch arg empfindlich. Auch wenn das Konzert bereits, aufgrund des – leider von unserer Mannschaft verpassten – Endspiels um 17:00 Uhr begann, war ein Teil der Mannschaft erst um viertel nach zehn, erst kurz vor Schluss des Finalspiels, zu Hause. Großes Mitleid hatte ich mit den insgesamt sechs Gästen, die diese Zeitabweichung schmerzhaft um kurz vor acht in Reepsholt bemerkten, als sie sich zur gewohnten Zeit in der Kirche einfanden.
Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal für den Einsatz von Thorsten Bünting und seinem Team. Uns fiel ausnahmsweise erst vor Ort auf, dass die Toilettenkapazität für mehr als dreihundert Gäste doch etwas knapp bemessen war. Also habe ich spontan am Sonntag bei ihm angerufen und gefragt, ob er uns umgehend einen Wagen bringen könnte. Keine Stunde später war dieser da. Dank der anwesenden Reepsholter Feuerwehr war bereits ein Platz mit Abfluss und Frischwasserzufuhr für ihn abgesperrt. Stefan Flessner, der Küster, der uns ebenfalls sehr unterstützt hat, wies uns dann nach dem Konzert darauf hin, dass der Klowagen die Zufahrt zum Spielkreis versperren würde. Also musste ich Thorsten auch noch bitten, ihn gleich morgens vor acht Uhr wieder abholen zu lassen, was er mir versprochen hat! Pastorin Neese hat uns sehr herzlich empfangen und uns bereits für nächstes Jahr eingeladen. Mich mochte ihr Hund sehr gern: So feucht und stürmisch bin ich schon lange nicht mehr geküsst worden … .