Pleiten, Pech und Pannen 2016
Während der Gezeitenkonzerte passieren naturgemäß viele Dinge, die dem Besucher nach Möglichkeit nicht auffallen sollen. Sei es der Einlauf des Chefs, weil man bei herbstlichen Temperaturen am Einlass nicht auf sein Jäckchen verzichten möchte und deshalb nicht eindeutig anhand des Gezeiten-Poloshirts als Teammitglied erkennbar ist oder vergessene Abendprogramme, aufgrund derer auf halber Strecke noch einmal umgedreht werden muss. Zum Schmunzeln wollen wir diese kleinen Pannen doch noch einmal Revue passieren lassen.
Krankheitsbedingter Ausfall
Die erste richtig große Panne war der plötzliche, krankheitsbedingte Ausfall von Uwe Pape, unserem ersten Fahrdienstleiter und tatkräftigem Unterstützer beim Vorverkauf, gleich zu Beginn des Festivals. Wir sind ein kleines, schlagkräftiges Team, aber ausfallen darf keiner. Das war uns schon lange bewusst, dementsprechend kalt hat uns erwischt. Nichts desto trotz sind wir froh, dass es Uwe langsam besser geht. Aber wir haben ihn und seine Fahrtenkoordinierung und seine zahlreichen Vor-Ort-Einspringer im Hintergrund schmerzlich vermisst. Glücklicherweise konnte Franz einspringen und hat seine Sache bis auf ein Missverständnis, für dessen Lösung wir dann doch ein Taxi benötigten, sehr gut gemacht. Schön fand ich aber die vielen Nachfragen der „Mehrfachtäter“, wie z. B. von Nils Mönkemeyer in Remels, der zwar seinen ganz persönlichen Fahrdienst (seine Mutter) hatte, Uwe aber trotzdem vermisst hat und ihm herzliche Grüße ausrichten ließ. Auch das Publikum fragte natürlich nach ihm: Es gab Mails, Briefe und auch Geschenke, die hoffentlich schnell zu Uwes Genesung beitragen.
Sympathische Unterstützung
Froh waren wir auch über die Unterstützung von Mohammed Khier Alabdul Razzaq, der erstmalig beim TONALi-Tour Konzert in Münkeboe zu uns gestoßen war und Interesse hatte, uns zu unterstützen. Die Genehmigung, bei uns ein Praktikum zu leisten, ließ jedoch auf sich warten und kam mitten im Festival. Zu Anfang hieß das für ihn: „Nur gucken, nicht anfassen!“ Ein Rat, der sich bei seinem Tatendrang schwer umsetzen ließ. Dafür saß ab der Erteilung der Erlaubnis dann jeder Handgriff, und auch Lichtschalter und Alarmanlagen wurden nicht mehr betätigt. Aufgrund eines Artikels über ihn von Ina Wagner in der Emder Zeitung bekam Mohammed noch während der Gezeitenkonzerte frühzeitig einen dreiwöchigen Deutsch- und Integrationskurs, was uns sehr gefreut hat. Unsere Kommunikation geschieht meistens noch auf Englisch, wobei bestimmtes Vokabular (Sackkarre, Stühle, Verkaufstisch etc.) auch gleich auf Deutsch vermittelt wurde.
Dann war uns personalmäßig ja noch Hilko Engberts zugeflogen, der gerade den Gezeitenblog mit fundierten Artikeln geflutet und ansonsten Wiebke Schoon unterstützt hat. Stand er hier mal eine Woche wegen eines Seminarblocks von FSJ-Kultur nicht zur Verfügung oder war er dort eine Woche auf Chor-Fahrt, wurde er schmerzlich vermisst, hatten wir doch zumindest während des Festivals fest auf ihn gesetzt. Jetzt genießt er schon seinen Urlaub (wobei ich noch auf seinen allerletzten Blogbeitrag warte), bevor er im September in Lübeck sein Musikstudium aufnimmt.
Freundeskreis der Gezeitenkonzerte
Zu Beginn des Festivals umfasste der Freundeskreis der Gezeitenkonzerte 384 Mitglieder. Beim Konzert mit Daniel Hope und Sebastian Knauer vor 650 Gästen in der Lambertikirche Aurich durften wir das 400. Mitglied, Therese Englert, offiziell begrüßen, was Beate Friemann als Erste Vorsitzende gewohnt kurz und knackig abwickelte. Mittlerweile sind es schon 428 Mitglieder, und wir freuen uns über jedes einzelne, trägt doch jede/r zur Unterstützung des Festivals bei.
Kleines Drama in Emden
Ein ernsthaftes Problem gab es tatsächlich, das uns Nerven gekostet hat. Während des Buchens der Karten für den Auftritt von Götz Alsmann in der Johannes a Lasco Bibliothek (JaL) brach auf einmal der Server zusammen und der Plan war nicht mehr nutzbar. Eine junge Kollegin unseres Ticketdienstleisters versuchte ihr bestes, bekam es augenscheinlich auch wieder hin; später stellte sich jedoch heraus, das bestimmte Reihen und Plätze sich verschoben hatten. Obwohl wir im Vorfeld um dieses Problem wussten und versucht haben, vor Ort darauf zu reagieren – entsprechend waren die betroffenen Gästen vorab schon informiert worden – gab es dennoch rund zehn Personen, die zuerst keine Plätze hatten. Dank der tatkräftigen Unterstützung des Teams der JaL gab es aber auch für sie eine schnelle und annehmbare Lösung, mit der alle Gäste zufrieden waren. Dennoch hoffen wir, dass sich so etwas nicht wiederholt. Grundsätzlich sind wir nämlich äußerst zufrieden mit unserem Ticket-Partner.
Ruhiger Unterschlupf
Mit der JaL verbinde ich einen sehr entspannten Vormittag. Mein Kollege hatte einen Termin in Emden. Da wir häufig eine Fahrgemeinschaft bilden, hatte ich parallel dazu um Unterschlupf mit Tisch und WLAN-Code in der Bibliothek gebeten, was mir auch sofort gewährt wurde. So konnte ich von dort aus ganz entspannt ohne auch nur ein Geräusch arbeiten und bekam doch noch meinen „Lachenmann-Blogpost“ fertig geschrieben. Der Kollege Hilko hatte es da zum Schluss des Festivals doch etwas einfacher, hat er doch vormittags, solange das Telefon nicht klingelte, weil noch Ticket-Buchungen reinkamen, nicht ganz so viel zu tun.
Ein ostfriesischer Sommer
Der Regen, bzw. das fehlende Sommerwetter, machte uns zwischendurch arg zu schaffen. Es schlägt doch auf die Stimmung, wenn die Künstler aus entfernten Gemeindehäusern quasi zur Kirche schwimmen müssen. Da hilft auch der Regenschirm nichts, wenn die Füße nass werden. Und so zitterten wir, wie denn wohl das Wetter bei unseren Open-Air-Konzerten um das dritte Juli-Wochenende herum werden würde. Im Heseler Wald hatten wir Glück: Es war der einzig schöne Tag bis Mitte Juli. Am Vortag wären wir in Timmel noch fast „abgesoffen“. Auf der Wüstung Kloster Barthe war alles wunderbar. Sogar die Mückenschwärme hielten sich in Grenzen. Die Stimmung war prima. Die jungen Musiker von Ardenti Brass schmunzelten nur, als Berit sie ein paar hundert Meter vor der Bühne aus dem Auto lassen musste, weil sie Gefahr lief, sich auf dem noch feuchten Waldboden festzufahren. Weniger Glück hatte da das Team von Haase Catering, die sich von der falschen Seite nähern wollten und die befestigten Wege verlassen hatten. Sie mussten später, nachdem wir tatkräftig unterstützt und sie fast freigeschoben hatten, vom Trecker rausgeschleppt werden. Beim nächsten Freiluftkonzert mit dem Tingvall Trio hatten wir zwar kein Glück mit dem Wetter, aber die Bühne und auch der „Zuschauerraum“ waren im Park der Gärten zumindest überdacht und man wusste, dass mit Regen und Temperaturen deutlich unter 15° C zu rechnen war.
Nicht so nett
Überall gab es nette Begegnungen, die teilweise auch nachhaltig im Gedächtnis blieben. Eine negative hatte ich leider – ich sage mal lieber nicht, wo! Als Teammitglied muss man sich ja ein wenig zurückhalten, aber wenn alle Muslime über einen Kamm geschoren werden und eine Haltung herrscht, dass man ja „bei denen immer sehr vorsichtig sein müsse und sie sich nicht integrieren wollen“, dann werde ich kribbelig und muss aufpassen, dass ich nicht übers Ziel hinaus schieße. Glücklicherweise kam mir ein Feuerwehrmann vor Ort zur Hilfe und meinte, dass Pauschalisieren ja nicht angebracht sei. Mohammed hat zu dem Zeitpunkt hoffentlich nicht so viel Deutsch verstanden, dass er wusste, worum es ging. Mich überkam jedenfalls eine Mischung aus Zorn und Schamesröte, auch wenn der ältere Herr es vermutlich nicht einmal so böse meinte, wie es bei mir angekommen ist.
Ausfälle
Gleich zwei Ausfälle in einem Konzert gab es beim Gezeitenkonzert in Bargebur: Markus Groh hatte sich kurz zuvor an der Hand verletzt und konnte nicht spielen und auch Matthias Kirschnereit musste merken, dass er sich selbst ein zu hohes Pensum auferlegt hatte. Bei diesem Konzert (sowie bei dem am Tag zuvor in Ditzum) standen Beethovens fünf Cello-Sonaten auf dem Programm. Die Cellisten blieben, die beiden Pianisten wurden adäquat ausgetauscht, in dem Markus Becker für Markus Groh (an der Seite von Gabriel Schwabe) und Andreas Hering für Matthias Kirschnereit an der Seite von Andreas Brantelid einsprangen und uns gemeinsam mit den Damen Anastasia Kobekina und Elisabeth Brauß einen fantastischen Abend bescherten. Zurück blieb das Fläschchen von Andreas Brantelids Säugling. Hoffentlich hat das Kind es während der langen Rückfahrt nach Dänemark nicht vermisst.
Allah u Akbar
In Völlen erklang während des Klavierabends mit Matthias Kirschnereit leise ein „Allah u Akbar“. Ob als Klingelton oder Erinnerung, weiß ich nicht, es wurde mir auch nur aus verlässlicher Quelle zugetragen. Und ich weiß auch, dass ich mich am Einlass sehr über die Tatsache gefreut habe, dass zwei verschleierte Frauen eines unserer Konzerte besuchen. Der Pianist hat diesen Ruf, obwohl er in seiner unmittelbaren Nähe ertönte, nicht gehört. Angst hatte glücklicherweise auch keiner, obwohl dieses Konzert nach den Ereignissen in Nizza stattfand. Die beiden Muslima waren vermutlich glücklicherweise als harmlose Mitmenschen eingestuft worden, von denen keine Terrorgefahr ausgeht. Allerdings wurden wir auch von NDR Kultur gefragt, wie wir als Festival auf die aktuelle Gefahrenlage reagieren würden. Wir sind von jeher sehr aufmerksam und haben schon auf einige anders geartete Gefahrenlagen reagieren müssen.
Schlüsselerlebnis
Wie sagt man dem Partner, dass der gemeinsame Autoschlüssel in der Hosentasche der schwarzen Jeans auf dem Stuhl vergessen wurde? Telefonisch war dieser partout nicht erreichbar. Ich bekam das Problem am Einlass mit, scheuchte den Konzertbesucher in den Saal, aber nicht ohne ihm vorher die Telefonnummer abgeknöpft zu haben. Eine Dreiviertelstunde später bekam ich den Bedürftigen ans Telefon und konnte die Information übermitteln und in der Pause Entwarnung geben. So konnte der eine seine Lange Nacht der Gipfelstürmer genießen, der andere entspannt zur Arbeit fahren.
Um ein Haar kein Catering
Einen riesigen Bock habe ich geschossen: Am Montag vor dem Konzert mit und um die Werke von Helmut Lachenmann fragte ich vorsichtig noch einmal in der Kunsthalle nach, ob denn die „Jungen Freunde“ mit dem Catering auch wieder am Start seien. Eigentlich war ich mir sicher, sie gleich bei der Terminanfrage im Frühjahr mitgebucht zu haben. Kurze Zeit später bekam ich den Rückruf: „Nein, die sind nicht eingeplant, aber ich gebe Dir mal die Nummer.“ Zu meinem großen Glück ließ sich die neue Koordinatorin Daphne Andersch erweichen und sagte für Mittwoch zu. Sonst wäre es vermutlich schwierig geworden in Sachen Catering!
Apropos Catering: Es gibt ja Menschen, die mittags einen absoluten Hungerast bekommen, vor allem wenn sie an einem Sonntagmittag bemerken, dass sie vermutlich erst am späten Abend nach dem Konzert etwas zu essen bekommen. Manchmal werden sie dann förmlich unausstehlich. Und so kam es, dass der organisatorische Leiter vor den Gezeiten-Classixx im Emder Volkswagen Werk vor der einzigen Pizzeria auf der Strecke nach Emden ranfuhr, zum Tresen raste und dort die Nachricht bekam, in sechs Minuten sei eine Pizza fertig. Das gab der Zeitplan gerade noch her. Nur zum Essen reichte es nicht. Aber wer die schlechte Laune des Chefs fürchtet, ist sich nicht zu schade, ihn während der Fahrt mit Pizza zu füttern: ein Bild für die Götter. Gut, dass Ulf Brenken nicht auf die Idee kam, von hinten zu fotografieren. Aber sonst hätte er vermutlich auch nichts abbekommen.
An zwei Abenden in Folge ist die Länge der Moderation ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Zwar wurde sowohl beim Lachenmann-Porträt als auch bei den Gezeiten-Classixx noch während des Konzertes darauf reagiert, dennoch waren es lange Abende, und in Zukunft werden wir darauf achten, im Vorfeld auf die Bremse zu treten.
Schwitzen beim Noten-Kopieren
Beim Gezeitenkonzert mit meinem Lieblingshornisten Felix Klieser (bis zu seinem Auftritt im letzten Jahr hatte ich zu diesem Instrument eigentlich gar keinen Bezug) zusammen mit dem tollen Silver Garburg Piano Duo kam ich ins Schwitzen. Auch hier hatte das weniger mit dem Wetter zu tun, obgleich es an diesem Samstag zur Abwechslung mal deutlich besser war. Deutschlandradio Kultur hatte sich, bzw. das Team mit dem Ü-Wagen, für einen Mitschnitt angekündigt: eine tolle Sache! Dazu gehört aber auch, dass die Tonmeisterin spätestens zur Probe das komplette Notenmaterial erhält. Einen Teil hatte Berit glücklicherweise schon ausgedruckt; der andere wollte Samstagmittag schnell kopiert werden. Für jemanden, der wenig Ahnung von Noten und dem Kopierer mit seinen Verkleinerungsoptionen hat, immer wieder eine Herausforderung. Nachdem ich zu Fuß die Noten nach der Probe der Künstler in der Graf-Ulrich-Straße in einem Privathaushalt abgeholt hatte, half mir Mohammed spontan beim Kopieren. Gemeinsam bekamen wir es bis zu seiner Abfahrt hin. Flugs machte ich mich auf zur Unterkunft der Künstler, sah Fahrer Franz und konnte ihm gleich sowohl den Satz für die Tonmeisterin als auch die Originale für die Künstler in die Hand drücken und auf dem Absatz kehrt machen. Es warteten da noch ein paar andere alltägliche Kleinigkeiten auf Erledigung. Wer übrigens glaubt, dass wir ja am Wochenende ausspannen können oder in der Woche auch nur bei den Konzerten im Einsatz sind, ist auf dem Holzweg. Es gibt immer mehr zu tun als Zeit ist.
650 Gäste in der Lambertikirche
Überrascht wurden wir von der großen Nachfrage beim Konzert mit Stargeiger Daniel Hope zusammen mit Sebastian Knauer. Bei uns gilt die Lambertikirche in Aurich ab 450 Gästen als ausverkauft. Im vergangenen Jahr haben wir zusätzlich noch 50 Hörplätze oben auf der Empore verkauft. 2016 hatten wir 650 Gäste. Dank einer Projektion auf die Kirchenwand über dem Altar konnten sogar alle etwas sehen und nicht nur hören: Vielleicht sollte man das für Weihnachten auch mal in Erwägung ziehen.
Flashmob in Dangast
Das SPREAD-Projekt hat uns ganz schön auf Trab gehalten. Vieles war im Vorfeld der beiden Konzerte mit Teilnehmern der Gustav Mahler Akademie Bozen zusammen mit Mitgliedern der English Baroque Soloists (UK) in Sengwarden und Marienhafe zu erledigen. Dazu gehörte neben der aufwändigen Abrechnung auch die Organisation eines Flashmobs, um neues Publikum zu akquirieren. Bei diesem wurden wir dankenswerter Weise durch die Kollegin Uta Mense vom Kulturnetzwerk Weser Ems unterstützt. Durchgeführt haben wir ihn kurzfristig vor dem Konzert in Sengwarden in Dangast direkt am Deich vor dem Weltnaturerbeportal Wattenmeer mit vier der Kursteilnehmer, die dort den Pachelbel-Kanon spielten. In dem Neubau war nämlich zur gleichen Zeit ein Genussmarkt mit regionalen Produkten rund ums Wattenmeer aufgebaut. Außerdem sollte eine halbe Stunde später gleich nebenan das Dorffest beginnen, sodass Laufkundschaft erwartet werden konnte. Worauf wir fast vergeblich gehofft haben, waren Kulturtouristen. Diese sind aber vermutlich auch nicht unbedingt im Hochsommer direkt an der Küste unterwegs. Den beiden Konzerten tat das jedoch überhaupt keinen Abbruch, waren sie doch beide ausverkauft.
Erscheinungsbild 2017 unter erschwerten Bedingungen
Im August waren wir erneut bei den Tiefsttemperaturen dieses Sommers angelangt. Ausgerechnet am Tag des Gezeitenkonzertes in Dangast, wo wir traditionell unser Titelmotiv fotografieren, war es zwischen 12 und 15 Grad „warm“. Philipp Wollheim und Raphael Paratore wurden von Verena Metzger ins Watt gescheucht. Sie hatte den Ernst der Lage erkannt: „Wenn wir das jetzt nicht machen, gibt es nächstes Jahr kein Titelbild!“ Ausgestattet mit Gummistiefeln und brav in Konzertkleidung ging es ab in den Schlick. Unser Festivalfotograf Kalle Krämer hatte ein mordsmäßig schlechtes Gewissen und Angst, dass die drei Musiker sich erkälten und abends nicht spielen könnten. „Wir sind doch keine Sänger!“, wurde er beruhigt. Nichts desto trotz hatte Philipp Schwierigkeiten, wieder warm zu werden, hatte er als einziger keine Gummistiefel abbekommen. Aber ich bin mir sicher: Eine heiße Schokolade plus der legendäre Rhabarberkuchen vom Alten Kurhaus haben es rausgerissen! Die Bilder sind anders geworden. Mehr verrate ich noch nicht. Und ich warte noch auf Verenas Rechnung für die Reinigung des ehemals hellblauen Kleides, dass doch einige Wattspritzer abbekommen hat.
Dank Berits Vermittlung sind wir mitten in der Nacht auf der Vareler Chaussee, auf der sonst vermutlich nach 23:00 Uhr so gut wie niemand mehr fährt, noch in Besitz des Schlüssels der Gastgeber des Trios gekommen. Dieser war in Verenas Tasche verblieben und fast mit nach Berlin gereist. Glücklicherweise wusste sie aber, dass wir nur wenige Minuten vor ihnen losgefahren waren und brachte uns dazu, im Regen mit eingeschaltetem Warnblinker auf sie und den Schlüssel zu warten. Mittels Handy gab es Leuchtzeichen, den Schüssel und ein Fliegeküsschen und weiter ging es – erst einmal Richtung Hamburg.
Aller guten und schlechten Dinge sind drei: Bei unserem Festivalfotografen Kalle ging dreimal alles gut. In Völlen, Marienhafe und Horsten waren seine Zusatzakkus für die Kamera in einem versteckten Winkel der Kirche am Strom liegen geblieben. Aber dank Gerts Adleraugen und Wibkes großer Tasche wanderten sie gleich weiter zum nächsten Konzert. Die drei Marderbisse an drei verschiedenen Autos ließen sich leider nur mit Hilfe der Werkstatt beheben. Kann es sein, dass diese possierlichen Tiere auf Volkswagen abfahren? Ich kann es ja verstehen: Es sind schon tolle Autos! Wir waren dennoch froh, dass wir sie am Dienstag nach dem Festival unbeschadet wieder im Werk Emden abliefern konnten. Sie haben uns große Dienste geleistet.
Randbemerkungen
Am Tag des Schlusskonzertes kamen aus zwei Ecken, aus denen man sie nicht erwartet hätte, komische Bemerkungen, bzw. Fragen. Eine langjährige Freundin, die bereits einige Gezeitenkonzerte besucht hat, fragte per WhatsApp, ob wir gerade mit dem Paddelboot unterwegs sein. Nüchtern schrieb ich zurück: „Nein, wir sind gerade nach siebeneinhalb Wochen Festival auf dem Weg nach Bunderhee zum Schlusskonzert.“
Und auf dem Hof der Ostfriesischen Landschaft fragte ein Kollege aus dem Haus: “Habt ihr etwa hier übernachtet?” Gemeint war der Parkplatz direkt vor der Landschaft, auf dem wir zumindest am Wochenende oft mit dem Wagen gestanden haben. “Ja, wir sind ja jetzt siebeneinhalb Wochen quasi Tag und Nacht im Einsatz!” Heute ist das Abschlusskonzert. “Ja, wir ja auch. Also, so gut wie… . Wir bauen jetzt die Ausstellung “Mini-Mathe” auf.” “Ja, und wir fahren jetzt nach Bunderhee zu 1.400 Gästen und 120 Musikern!” Im Nachhinein fiel mir dann noch ein, dass die Kollegen gerade erst zwei oder sogar drei Wochen Sommerpause hatten. Da kommt man dann schon mal ins Grübeln.
Dieser Sonntag, der 14. August, war für uns ein versöhnliches und sehr schönes Ende eines intensiven, arbeitsreichen Festivals. Der Polderhof ist eine super Location. Das Team von Helmuth Brümmer hat tolle Vorarbeit geleistet und uns auch am Konzerttag voll und ganz unterstützt. Die Musiker der JPON sind sehr nett, professionell und es macht wahnsinnig viel Spaß, ihnen beim Spielen, aber auch beim Feiern zuzugucken. Wir haben für das Zusammensammeln des Mülls, das Aufstapeln der 1.500 Stühle und das Einsammeln der Verbinder gemeinsam 22 Minuten benötigt: Im kommenden Jahr knacken wir die 20-Minuten-Marke. Alle haben mit angepackt. Das Orchester war ungefähr zeitgleich fertig. Als Belohnung gab es einen wunderschönen Sonnenuntergang über dem Rheiderland bei alkoholfreiem Bier oder Fassbrause.
Fünf-Jahres-Vertrag für Matthias Kirschnereit
Dann hat Matthias Kirschnereit im Anschluss an das Pressegespräch am Montag noch einen Vertrag für die künstlerische Leitung der nächsten fünf Jahre unterzeichnet: Was wollen wir mehr? Freudig gespannt sehen wir erst einmal den Gezeitenkonzerten 2017 entgegen, die am 23. Juni beginnen und am 13. August enden!
Der erste freie Tag nach dem 19. Juni war für mich übrigens genau zwei Monate später am 19. August. Da wusste ich dann schon fast nicht, was ich mit so viel freier Zeit anfangen sollte, vor allem, wenn gleich noch zwei ganze weitere freie Tage folgen.