Fachtagungen von Musikland Niedersachsen sind immer sehr intensiv. Von den allermeisten haben wir aber immer positive Anregungen für unsere eigene Arbeit mitnehmen können. Erstmalig wurde die jährliche Versammlung der Festivalmacher an gleich zwei Tagen angeboten.
„Geschichten vom Pferd“ standen in der Oldenburger Kulturetage auf dem Programm. Es ging um Storytelling. Und ein schönes Beispiel dafür gab zu Beginn nach der Begrüßung durch Markus Lüdke und einer kurzen Einführung ins Thema durch Gunnar Geßner gleich Katrin Windheuser vom Freifeld Festival, mit dem zusammen Musikland Niedersachsen die Tagung organisiert hatte. Mir ist dieses Oldenburger Festival mit seinem Ideenreichtum und schier unerschöpflicher Kreativität schon immer sympathisch, auch wenn ich leider noch nie dabei sein konnte. Die Geschichte von Katrin hangelte sich an den Merkmalen eines Blockbusters entlang – und Freifeld hat vom Drama bis zum Hoffnungsschimmer am Ende alles zu bieten, was einen guten Hollywood-Film ausmacht.
Danach sollte es zur Sache gehen.
Eine Gruppe durfte sich von Hardy Seiler anhören, wo und wie beim eigenen Festival vielleicht Optimierungsbedarf an der Eigendarstellung herrscht. Die andere bekam von Marie Lampert kurz und knackig Grundlagen des Storytellings um die Ohren gehauen, wobei wir uns dafür alle mehr Zeit gewünscht hätten, um noch tiefer einsteigen und experimentieren zu können. Aber sie gibt ja auch längere Seminare, bzw. hat ihre Erkenntnisse in einem Buch zusammengefasst. Da war es gut, dass die Gezeitenkonzerte gleich von zwei Team-Mitgliedern repräsentiert wurden, sodass Dirk Lübben und ich uns aufteilen konnten. Nun wissen wir, dass wir grafikmäßig auf dem richtigen Weg sind, wobei es immer etwas zu verbessern gibt, und ich merke mir, dass die Kunst manchmal auch im Nichtgesagten liegt, wenn man sich an Truman Capote und seinem Zitat aus dem Buch „Die Grasharfe“ orientiert: „Ich war elf, und später wurde ich sechzehn. Verdienste erwarb ich mir keine, aber das waren die wunderbaren Jahre.“
Und wer sich nun immer noch fragt, was ihm denn dieses Buzzword Storytelling sagen soll: Marie stellte sich vor und erzählte, dass sie schon seit vielen Jahrzehnten Storytelling betreibt, nur früher nannte man das narratives Erzählen.
Nach einer Kaffeepause erzählte uns Katharina Leuck, wo wir unsere Bilder und Geschichten im Web präsentieren können. Vieles war vermutlich bei den meisten bekannt. Snapchat war aber in unserer Runde bei den meisten noch nicht angekommen und ich weiß jetzt auch, warum ich die App doch schnell wieder gelöscht habe. Mir erschließt sich der Sinn (noch?) nicht, warum ich etwas aufnehmen soll, das sich innerhalb von 24 Stunden selbst zerstört, abgesehen vielleicht von einer dringenden Information für unsere Schülermanager von TONALi-Tour, wenn ich will, dass sie sie unbedingt zur Kenntnis nehmen!
Eigentlich wären wir nach dem Abendessen gerne noch sitzen geblieben, aber da kennt Musikland keine Gnade: Die Präsentation für den kommenden Tag musste schließlich noch vorbereitet werden. Jedes Festival sollte sich nach Möglichkeit unter Berücksichtigung des Erlernten darstellen. Dafür lag Bastelmaterial bereit. Kurzfristig hatte uns von Gunnar Geßner am Vorabend noch die Bitte erreicht, Fotomaterial mitzubringen, was für uns dabei ganz hilfreich war. Zusätzlich sollten wir uns jeweils drei Dinge überlegen, die gut laufen, bzw. wo es noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Das fiel Dirk und mir leicht: Der Teamgeist stimmt, die Künstler sind fantastisch, und wir haben ein tolles Publikum. Was uns Festivalmacher alle eint, ist die Schwierigkeit, die Finanzierung zu sichern und es daher wünschenswert wäre, eine höhere Planungssicherheit zu bekommen, was sicherlich für so gut wie alle Festivals ein Traum bleibt. Außerdem hätten die meisten von uns gerne mehr jüngeres Publikum bei den Konzerten.
Am Samstag waren leider einige Festivals nicht mehr vertreten, dafür hatte es aber der künstlerische Leiter der Gezeitenkonzerte, Matthias Kirschnereit, geschafft, zumindest für einen Vormittag endlich mal dabei sein zu können und bekam bei der Präsentation der einzelnen Festivals gleich den richtigen Einblick ins Geschehen und konnte die Teilnehmenden entsprechend zuordnen. Hier zeigte sich, welche Festivals alleine waren und nur die Erfahrungen aus einem Workshop von Freitagnachmittag einbringen konnten. Aber im Grunde ging es ja darum, von den anderen zu erfahren, was sie denn so machen, denn auch wenn wir das anstreben, ist es ja nicht so einfach, Sommer-Festivals zu besuchen, die im anderen Winkel des Bundeslandes stattfinden, wenn man selbst eingebunden ist. Unsere Bilanz ist da schon nicht so schlecht, wobei jetzt schon klar ist, dass wir der Einladung des Fuchsbau Festivals im August aufgrund eines eigenen Konzertes nicht folgen können werden.
Dann durften wieder alle ran: Im World Café unter verschiedenen Fragestellungen, wie wir die Festivals in Niedersachsen noch besser machen, Geflüchtete auf, vor und hinter der Bühne einbinden, Lobbyarbeit treiben können und was wir uns von Musikland Niedersachsen wünschen, gab es vier Tische mit vier Fragestellungen und Moderatoren, die jede Gruppe in jeweils ca. 15 Minuten durchlaufen sollte. Nach dem Mittagessen wurden zum Abschluss die Ergebnisse im Plenum vorgestellt und diskutiert. Das Team von Musikland Niedersachsen durfte einige Arbeitsaufträge mit nach Hannover nehmen.
Viele schöne Begegnungen, anregende Impulse, Blicke über den Tellerrand und eine tolle Organisation mit leckerem Essen und viel Kaffee haben wir mitgenommen und bedanken uns neben den Kollegen der anderen Festivals bei dem unermüdlichen Team von Musikland Niedersachsen und natürlich von Freifeld. Beim nächsten Mal sind wir in Oldenburg dabei, hoffentlich!