Die Künstlerin Lera Auerbach (*21. Oktober 1973 in Tscheljabinsk) gilt als eine Ausnahmeerscheinung im internationalen Konzertbetrieb. Ihr künstlerisches Schaffen umfasst eine weltweite Tätigkeit als Komponistin, bildende Künstlerin, Schriftstellerin und Konzertpianistin auf den wichtigsten Bühnen der Welt. Die multiple kommunikative Kunstproduktion Auerbachs, die die Tradition der neueren europäischen Musik- und Kulturgeschichte sowohl spiegelt als auch generisch weiterentwickelt, erinnert an die umfassende Produktivität der Renaissance (GRAMOPHONE, März 2017) und stellt eine einzigartige Bereicherung der Musik- und Kunstszene unserer Zeit dar. Als Auerbach im Jahre 2003 ihren Vertrag mit dem Musikverlag H. Sikorski/Hamburg unterschrieb, war sie mit 29 Jahren die jüngste Komponistin, die der renommierte Verlag jemals unter Vertrag genommen hatte.

Auerbachs veröffentlichter Katalog umfasst mehr als 100 Werke für Orchester, Oper und Ballett sowie einschlägige Werke für Chor- und Kammermusikbesetzung. Ihre intelligente sowie emotionell wirkungsvolle Tonsprache hat beim Publikum weltweit Begeisterung hervorgerufen. Auerbachs Werke werden von führenden Interpreten wie den Violinisten Gidon Kremer, Leonidas Kavakos, Vadim Gluzman, Hilary Hahn, Vadim Repin, Daniel Hope, Julian Rachlin, Nadja Salerno-Sonnenberg and Dmitry Sitkovetsky; den Bratschisten Kim Kashkashian and David Aaron Carpenter; Cellisten wie Alisa Weilerstein, Gautier Capuçon, Alban Gerhardt, David Finckel, Joshua Roman, David Geringas, Ani Aznavoorian, Wendy Warner, und Narek Hakhnazaryan; sowie den Sängern Zoryana Kushpler, Natalia Ushakova, Martin Winkler, Nikita Storojev, Stella Grigorian und vielen anderen aufgeführt. Auerbach komponierte bislang 8 Streichquartette, die unter anderen vom Tokyo, Borromeo, Parker, Jasper, Ying, Peterson, Artemis, Granados und dem RTÉ Vanbrugh Streichquartett aufgeführt wurden.

Die Orchesterwerke Auerbachs werden von praktisch sämtlichen international führenden Dirigenten, darunter Christoph Eschenbach, Vladimir Fedoseyev, Vladimir Spivakov, Neeme Järvi, Vladimir Jurowski, Charles Dutoit, Andris Nelsons, Andras Keller oder Osmo Vänskä auf allen Podien der Welt gespielt.

Führende Choreographen und Bühnendirektoren wie John Neumeier, Aszure Barton, Goyo Montero, Terence Kohler, Sol León, Paul Lightfoot, Medhi Walerski, Reginaldo Oliveira, Christine Mielitz, und John La Bouchardiere haben Auerbachs Bühnenwerke aufgeführt.

Diese kamen in Produktionen der führenden Theater, der Hamburger Staatsoper, dem Theater an der Wien, dem Lincoln Center in New York, dem kanadischen Staatsballett, dem chinesischen Nationalballett, dem Royal Danish Theater, dem Nürnberger Staatstheater, dem finnischen Staatstheater, dem Stanislavsky Theater in Moskau, dem niederländischen Danse Theater und dem San Francisco Ballett zur Aufführung.

Auerbach hat viele Einladungen als Artist in Residence in zahlreichen Städten und Musikfestivals wahrgenommen, u.a. beim Rheingau Musik-Festival Deutschland und dem Trans-Sibirischen Kunstfestival. Ähnliche Einladungen zu künstlerischen Gastaufenthalten erhielt sie von der Staatskapelle Dresden, dem Symphonieorchester São Paulo (Brasilien), dem Orchester Ensemble Kanazawa (Japan), dem Symphonieorchester Concerto Budapest (Ungarn), dem New Century Kammerorchester (USA), dem Verbier Festival (Schweiz), dem Trondheim Festival (Norwegen), dem Marlboro Festival (USA), Musikfest Bremen (Deutschland), dem Lockenhaus Festival (Österreich) und dem Pazifik Musik-Festival (Japan).

Vergleichbar umfangreich wie ihre Arbeit als Komponistin ist Auerbachs Tätigkeit auf den Gebieten der Literatur sowie der bildenden Kunst, besonders Malerei und Skulpturen. Diese Kunstformen werden von Auerbach in ihrem kreativen Schaffensprozess zeitnah umgesetzt, sodass sich ihre Ideen und Konzepte simultan in Wort, Musik und Bild materialisiert haben. Bislang sind drei Gedichtbände in russischer Sprache sowie ihr erster englischsprachiger Titel “Excess of Being” (veröffentlicht bei Arch Street Press, 2015), in dem sie der interessanten literarischen Form der Aphorismen auf den Grund geht, erschienen. Derzeit arbeitet Auerbach an ihrem vierten Buch, einem Kinderbuch, das beim renommierten Penguin/Random House-Verlag erscheinen wird.

Auerbachs bildende Kunst wird immer wieder in Ausstellungen präsentiert, so erfolgte 2013 ihre erste Solo-Ausstellung in Norwegen. Ihre Gemälde werden häufig zeitgleich zu Aufführungen ihrer musikalischen Werke ausgestellt und wurden in Magazinen, CD Beiheften und in Büchern reproduziert. So kam es in der Shchukin Gallerie in New York im März 2017 zur Ausstellung von Auerbachs Bronze-Skulpturen “Fractured Dreams”, die in engem Zusammenhang mit dem in demselben Monat uraufgeführten Vierten Violinkonzert im Lincoln Center in New York steht. Im September 2017 erfolgte eine Ausstellung von Auerbachs Gemälden und Skulpturen in der „Galerie Am Roten Hof“ in Wien.

Als Schriftstellerin genießt Lera Auerbach einen seit langem anhaltenden internationalen Ruf. Bereits 1996 wurde sie von der Internationalen „Pushkin Gesellschaft“ in New York City zur Schriftstellerin des Jahres ernannt. Ihre Gedichte und Prosa erschienen in Anthologien sowie in Schulbüchern. Auerbach ist Autorin mehrerer Libretti und schreibt regelmäßig für den Blog „Best American Poetry“, wo sie mit einer eigenen Kolumne („Der verärgerte Notenschlüssel“) vertreten ist.

Prominente Künstler wie Gerard Depardieu, Sergei Yursky und Evgeny Kissin haben ihre Gedichte öffentlich rezitiert. Zu erwähnen ist auch Sergei Yurskys CD-Einspielung ihres Werks “Treppen zur Ewigkeit“ sowie Yurskys Vorwort zu Auerbachs “Hanoveraner Notizbüchern”.

Auerbach gibt häufig Lesungen ihrer eigenen Werke (in Russisch und Englisch) und gibt Präsentationen und öffentliche Vorträge. Dazu kommen regelmäßige Meisterkurse über Aufführungspraxis und Komposition, die u.a. an der Harvard University, der University of Michigan, dem Cleveland Institute, dem Open Society Institute in New York, der Tokyo University, dem World Economic Forum in Davos, Schweiz, dem Music Center in Budapest, Hungary, dem Poetry Festival of West Cork, Ireland sowie auf den großen Festivals in Verbier, Aspen, Marlboro, Sapporo, und Trondheim abgehalten wurden. Im Akademischen Jahr 2018-19 wird Lera Auerbach einen Lehrauftrag am angesehenen Bard College im Bundesstaat New York wahrnehmen.

Auerbach schrieb bislang zwei Opern: Ihre Oper Gogol, für die sie sowohl das Libretto als auch die Musik verfasste, wurde vom Theater an der Wien in Auftrag gegeben und kam bei einer von Presse und Öffentlichkeit vielbeachteten Premiere im Jahre 2011 zur Aufführung. Dies war das erste Mal, dass eine große Oper, die von einer Frau geschrieben wurde, in Wien aufgeführt wurde. Ihre bahnbrechende A-cappella Oper „Der Blinde“, die gleichfalls 2011 uraufgeführt wurde, kam bei vielfachen Produktionen in Deutschland, Norwegen, Russland, den Vereinigten Staaten und Österreich zur Aufführung.

Eine besondere Bedeutung hat Auerbachs Zusammenarbeit mit dem bekannten amerikanischen Choreographen John Neumeier. Gemeinsam schuf das Duo Auerbach/Neumeier drei äußerst erfolgreiche Ballette: „Tatiana“, „Die kleine Meerjungfrau“ und die „Preludes CV“. Die jüngste von diesen, „Tatiana“ (eine Ballett-Fantasie auf der Grundlage von Pushkins „Eugen Onegin”), wurde 2014 in einer Ko-Produktion des Hamburger Staatstheaters und dem Stanislavsky Theater in Moskau aufgeführt. „Die kleine Meerjungfrau“ gewann 2012 den ECHO Klassik Preis in der Sparte der besten Musik- DVD. Es erhielt ebenso zwei “Goldene Masken” Preise und wurde weltweit über 300 Mal aufgeführt. Auerbachs erste Zusammenarbeit mit Neumeier, die Préludes CV, kamen anlässlich des vierzigsten Jahrestags des Hamburger Staatsballetts im Jahre 2015 erneut zur Aufführung.

Lera Auerbach arbeitete darüber hinaus mit dem niederländischen Dance Theater und ihren Choreografen Sol León und Paul Lightfoot zusammen; mit Goyo Montero arbeitete sie für das Nürnberger Staatstheater an „Don Juan“ und „Faust“; mit Azure Barton arbeitete sie für das kanadische National-Ballett an “Watch Her”; mit Tim Plegge an „Momo“ und mit Reginaldo Oliveira an „Mythos“ für das Badische Staatstheater Karlsruhe. Mit Terence Kohler arbeitete sie an vier Balletten: „Helden“ für das Bayerische Staatsballett, “Take Your Time” für das chinesische Staatsballett, “11:11” für das flämische Staatsballett und „Cinderella“ für das finnische Staatsballett.

Andere Höhepunkte ihrer künstlerischen Biografie sind das Oratorium „Lob des Friedens“ (2013), das anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Verbier Festivals in Auftrag gegeben wurde, sowie das mehrsprachige Requiem „Dresden – Ode an den Frieden“ (2012) für die Dresdner Staatskapelle, ihr
„Russisches Requiem“ (2007) und das 2016 in Amsterdam uraufgeführte Werk für Chor, Orchester und Saxophon „72 Angels. In splendore lucis“.

Auerbach komponierte vier Violinkonzerte, ein Doppelkonzert für Violine, Klavier und Orchester, die Symphonien Nummer 1 (Chimera) und 2 (Requiem für einen Dichter), Galgenlieder für Chor und Saxophonquartett, diverse Symphonische Dichtungen, darunter „Post silentium“, „Eterniday“ sowie die „Träume und das Geflüster des Poseidon“.

Lera Auerbach erhielt mehrere prestigeträchtige Preise und Auszeichnungen, darunter den Hindemith Preis, das Paul and Daisy Soros Stipendium, den Deutschen Radiopreis und den ECHO Klassik, um nur einige zu nennen.

Von 2007 bis 2012 war Auerbach eine der “Young Global Leaders“ des World Economic Forums in Davos. Heute repräsentiert sie das WEF als Kulturbotschafterin und hält auf der ganzen Welt Vorträge zum Thema der grenzenlosen Kreativität („Borderless creativity“). Die Lera Auerbach Stiftung wurde im Jahre 2015 eingerichtet und hat das Ziel, ein modernes wissenschaftliches, informatives und kreatives Zentrum mit breiter Wirkung zum Leben und Werk Auerbachs zu bilden.

Auerbach hat sich im Verlauf ihrer Ausbildung akademische Grade an verschiedenen Hochschulen erworben: Sie besitzt einen Bachelor of Arts und einen Master of Arts in Komposition von der Juilliard School of Music in New York sowie das Konzertexamensdiplom im Fach Klavier von der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover.

In jüngster Zeit hat es eine besondere Präsenz Lera Auerbachs in Österreich gegeben: Im Oktober 2017 erfolgte die europäische Erstaufführung ihres Vierten Violinkonzerts „NYx – Fractured dreams“ im Wiener Musikverein mit dem RSO Wien unter der Leitung von Cornelius Meister und dem Solisten Leonidas Kavakos. Nur einen Monat später führte das „Altenberg-Trio“ Auerbachs Klaviertrio „Tryptichon“ erstmals in Österreich (gleichfalls im Musikverein) auf. Ebenfalls im Oktober und November 2017 kam es im Salzburger Landestheater zur österreichischen Premiere des Balletts „Medea – Der Fall M.“ des Choreografen Reginaldo Oliviera, zu der u.a. Lera Auerbach die Musik komponierte.

Als wichtige Ereignisse des Jahres 2018 sind die Welturaufführung von Lera Auerbachs Solo-Klavierwerk „Labyrinth“ im „Herbst Theatre“, San Francisco im März 2018 sowie die Uraufführung der „24 Preludien für Viola und Klavier“ in der Colburn School of Music, Los Angeles, im Frühjahr dieses Jahres zu nennen. Für das Jahr 2019 stand die Aufführung der Symphonie Nummer 4 “Arctica”, beauftragt von der National Geographic Society auf dem Programm, die vom National Symphony Orchestra/Kennedy Center und Orchestern aller Mitgliedsstaaten des Arktischen Rats (Russland, Finnland, Schweden, Kanada, Dänemark und Norwegen) aufgeführt werden wird.

Als eine weitere wichtige Station für Auerbachs Präsenz in Österreich zu nennen ist schließlich der Antritt Marin Alsops als Chefdirigentin des Radio-Symphonieorchesters Wien im September 2019, bei der ein neues Werk Lera Auerbachs auf dem Programm des Eröffnungskonzerts stand.

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