Gestern Abend gab Christian Ihle Hadland seinen von mir lang erwarteten Klavierabend auf Gut Horn in Gristede. Wie erwartet, war es ein wundervolles Gezeitenkonzert im tollen Ambiente des Anwesens von Renate Franz und Hans-Georg Frers.
Über die „Vier Albumblätter“ von Grieg, das einleitende Stück, berichtete mir ein Besucher in der Pause, dass er es sehr genossen habe, da er einfach nur die Augen geschlossen und der Musik gelauscht und dabei viele verschiedene Bilder vor seinen Augen gesehen habe. Wenn man das als Musiker schafft, hat man gewonnen, denke ich! Das zweite Stück vor der Pause war Schuberts Klaviersonate in A-Dur D 959 – zum Niederknien schön! Gerade das großangelegte Rondo (Alegretto) zum Schluss, ließ einen tatsächlich wie im Programm prophezeit „wie uferlos über zwölf Minuten lang alle Zeit der Welt vergessen“. Ein erfahrener Kritiker war der Meinung, Schubert noch nicht auf diese Weise gehört zu haben wie von Christian Hadland. Zum Abschluss gab es Janáčeks „Auf verwachsenem Pfade“, ein sehr schönes, autobiographisches Stück aus dem bewegten Leben des Künstlers. Als Zugabe – das Publikum hätte am liebsten mehr als nur eine gehabt – spielte Christian ein kurzes barockes Stück von 1591, ganz witzig, was uns vom Team sehr gut gefiel.
Mir ist dieser junge Pianist mit seiner sehr speziellen Art und Weise sehr angenehm (s. Blogpost vom 6. Mai). Wie viele Norweger, die mir bei unterschiedlichen Gelegenheiten über den Weg gelaufen sind, kommt er in einer kurzen Hose aus dem Flieger. Uwe hat ihn vom Flughafen abgeholt und schon von Weitem erkannt, obwohl er nicht aussieht wie der typische Musiker. Auf der Rückfahrt ins Hotel hat er mir erzählt, dass er den Herbst liebt: Den Geruch von nassem Laub, diese spezielle Luft (und ich weiß, in Skandinavien ist sie noch ein wenig spezieller als hier), der prasselnde Regen und man selbst sitzt im warmen Haus und tut am besten gar nichts. Was er dann wohl trägt, frage ich mich.
Im Vorfeld des Konzertes gab es etwas zu Besonderes: Unser Hauptsponsor Statoil feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen (des Mutterkonzerns in Norwegen wohlgemerkt!) und hatte einige Gäste aus dem Umfeld zu einem Empfang geladen. Da Christian Ihle Hadland zu den Heroes of Tomorrow (der Talentförderkampagne von Statoil Norwegen) gehört, lag es nahe, dies im Zusammenhang mit diesem Gezeitenkonzert auf Gut Horn zu begehen. Es war sehr interessant, den beiden kurzen Vorträgen vom Chef von Statoil Deutschland, Richard Eriksen, und seinem Vor-vor…Vorgänger, dem ersten in der 27-jährigen deutschen Geschichte des Konzerns, John Eldøy zuzuhören. Schade war, dass die norwegischen Gäste aufgrund des Streiks der Lufthansa-Flugbegleiter weder dabei noch bei dem Konzert am Abend anwesend sein konnten. Die Flüge von und nach Stavanger gehen nämlich häufig über Frankfurt. Und ausgerechnet dieser Flughafen wurde bestreikt. Das Konzert war lange im Vorfeld ausverkauft, und nun blieben gerade diese Plätze leer.
Gut Horn hat wirklich eine spezielle Atmosphäre. Jedes Jahr kommen liebevolle Details dazu, die stets eine große Bereicherung sind, beispielsweise die neue Orangerie oder auch der tolle Leuchter in der ‘anderen’ Scheune. Die beiden Besitzer haben ein tolles Händchen und einen guten Geschmack. Gespannt bin ich, ob der Wein hinter der neuen Orangerie gut angeht. Allen, die unser Gezeitenkonzert dort verpasst haben, möchte ich das „Gut Horn Hör’n“ Festival & Landpartie vom 12. bis zum 14. Oktober ans Herz legen. Dann gibt es dort unter dem Motto „Klingende Kulinarik“ Musik und Lesungen in Verbindung mit gutem Essen und vielem mehr.