Neuer Spielort bei den Gezeitenkonzerten ist in diesem Jahr die Kirche in Holtgaste. Der Förderer dieses Konzertes, die ENOVA Unternehmensgruppe, hatte die auf einer typisch ostfriesischen Warf gelegene Kirche vorgeschlagen, nachdem er vor ca. zehn Jahren die umfangreiche Renovierung der Kirche unterstützt hat.
Holtgaste gehört zur Gemeinde Jemgum im Rheiderland (nicht zu verwechseln mit Holtgast in der Nähe von Esens) und ist als Ort eher überschaubar. Umso erstaunlicher ist die schöne, für die Gemeindegröße doch verhältnismäßig große Kirche mit ihrem separat stehenden Glockenturm. Von der Kirche aus hat man einen wunderbar weiten Blick über die Felder und kann bei guter Sicht bis nach Emden auf der anderen Seite des Dollarts gucken. Zuständig für die Kirchengemeinden Holtgaste und Bingum ist Pastor Armin Siegmund.
Ev.-luth. Lutgerikirche Holtgaste
Die seit dem 16. Jahrhundert ev.-luth. Lutgerikirche wurde nach dem Missionar Liudger benannt. Dieser missionierte im 8. Jahrhundert das heidnische Friesland. Das Innere der Kirche ist eher schlicht. Beeindruckend und sofort ins Auge fallend ist der große, von der Grundfläche her fast viereckige Chorraum aus dem 13. Jahrhundert, der durch einen spitzbogigen Triumphbogen abgetrennt ist. Darin befinden sich über dem schlichten Altar zwei Bleiglasfenster und auf dem Boden zu beiden Seiten je eine Grabplatte.
Das Taufbecken aus Holz ist mit einem mit Engelsköpfen verzierten dreistufigen hölzernen Deckel verschlossen. Darunter verbirgt sich eine Messingschale, die die Inschrift „Wer da glaubet und getauft wird der wird selig werden“ trägt.
Die Renaissance-Kanzel in roten und braunen Tönen ist ebenfalls mit Engelsköpfen sowie mit Intarsien und Säulen aufwändig verziert. Als kleines, vermauertes Fenster ist von außen in der Südseite noch das sogenannte Hagioskop zu erkennen. Früher konnten durch solch ein Fenster Menschen mit ansteckenden Krankheiten oder vom Gottesdienst ausgeschlossene Sünder selbigen verfolgen.
Das wertvollste Inventarstück der Holtgaster Kirche befindet sich mittlerweile im Heimatmuseum Rheiderland in Weener. Dabei handelt es sich um Bruchstücke eines Altaraufsatzes aus dem 16. Jahrhundert. Sie zeigen die Passion Christi. Als Vorbild dienten erkennbar Holzschnitte von Albrecht Dürer.
Glockenturm
Die beiden Glocken im 1711 errichteten Turm stammen aus dem 14. Jahrhundert. Eine der beiden, die jüngere von 1379 trägt den Namen Katarina und wurde der Heiligen Katharina von Alexandrien geweiht. Es sind die ältesten Glocken im Rheiderland. Am Konzertabend hat sich die Kirchengemeinde bereit erklärt, die Glocken klingen zu lassen, was Körpereinsatz erfordert, da sie noch von Hand geläutet werden müssen. Persönlich empfinde ich es ohnehin immer nett, wenn unsere Gezeitenkonzerte in den Kirchen durch ein Glockengeläut kurz vor Beginn begleitet werden, erinnert es doch daran, dass man zwar ein Konzert besucht, dieses jedoch in einem Gotteshaus stattfindet.