„Kannst du auch Beethovens fünftes Lied?“

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Rhapsody in School mit Lars Vogt im Rahmen der Gezeitenkonzerte, Foto: Karlheinz Krämer
Rhapsody in School mit Lars Vogt im Rahmen der Gezeitenkonzerte, Foto: Karlheinz Krämer

Freitagmorgen, halb 9. Uwe Pape und ich drücken die Schulbank. Thema der Stunde: Musikunterricht mit Lars Vogt. Mit uns sitzen rund 40 Schülerinnen und Schüler der Auricher Lambertischule und der Grundschule Leezdorf in der Aula des Ulricianums, das uns freundlicherweise aufgenommen hat. „Wer spielt denn schon ein Instrument?“, fragt Lars Vogt und jede Menge Finger flitzen hoch. Gitarre und Klavier sind die Gewinner. Aber auch eine junge Geigerin ist da.
Rhapsody in School“, das von Lars Vogt gegründete Projekt, bei dem Musiker ihren Job und Leidenschaft für Musik jungen Schülern vermitteln, ist kein normaler Musikunterricht.


Denn eben dieser wird von Vogt kritisiert. Es gehe nur noch darum, die Schüler zu funktionierenden Arbeitsmaschinen zu entwickeln, so sein Tenor. Was fehle, sind Emotionalität, Leidenschaft für Musik, für Empfindungen, Kunst, Kreativität. Oder um es mit den offiziellen Worten zu beschreiben: „Durch die direkte Begegnung mit dem Künstler erhalten die Schüler die Gelegenheit, den Menschen hinter der öffentlichen Person kennen zu lernen. Sie erfahren von dem inneren Motor und der Leidenschaft, mit der der Solist seinem Beruf und seinen Lebenszielen nachgeht. Somit kann der Musiker auch zu einer Inspirationsquelle für die eigene Lebensgestaltung werden. Mit Freude beobachten wir, wie diese Begegnungen jungen Menschen eine oft ganz neue Welt eröffnen. Die vielen Resonanzender Schüler zeugen davon. Gleichzeitig kommen die Künstler ihrem Anliegen nach, bei den Schülern Neugierde und Freude an der klassischen Musik zu wecken und das Bewusstsein für die Bedeutung unserer Kultur zu schärfen.“

Die Gezeitenkonzerte der Ostfriesischen Landschaft beteiligen sich von Anfang an am Projekt, und wir sind davon überzeugt, dass klassische Musik den Lebensweg von jungen Menschen unglaublich bereichern kann. Nach den erfolgreichen Rhapsodies in den letzten Jahren sind die Anfragen mittlerweile stark und wir sind bemüht, Künstler, Schulen und vor allem den Terminkalender und die Sommerferien unter einen Hut zu bekommen. Schön, dass wir gestern mit Lars Vogt den eigentlichen Initiator des Projektes zu Gast hatten.

Lars Vogt erzählt in der Aula von seinem Beruf, seinen vielen Konzerten (300 pro Jahr) und vor allem erzählt er über seine Liebe zur Musik. „Was ist dein Lieblingslied“, wird er gefragt? Immer das, was er gerade spiele, antwortet er. Vorgestern in Backemoor sei es Bach gewesen, heute Beethoven, morgen Mozart. Komponisten seien wie Freunde für ihn. Ohne Schumann, ohne Schubert könne er nicht leben.

Lars Vogt mit einem mutigen Freiwilligen, Foto: Karlheinz Krämer
Lars Vogt mit einem mutigen Freiwilligen, Foto: Karlheinz Krämer

Dann spielt er zwei Kadenzen von Grieg und Beethoven, die wütend, virtuos und aufwühlend sind. Nicht nur die erste Reihe staunt, wie er über die Tasten rast. Natürlich fragen sie: „Wie lange muss man dafür üben?“ Etwas später wird es traurig, als eine Nocturne von Chopin erklingt. „Kannst du auch fröhliche Sachen spielen?“, fragt eine Schülerin und ein anderer möchte gerne Beethovens „fünftes Lied“ hören. Natürlich wird der Wunsch erfüllt und zum Abschluss gibt es den fröhlichen Türkischen Marsch von Mozart. Aber auch die Schüler dürfen mal an die ominösen Schwarz-weiß-Tasten. So kann Adrian einmal ausprobieren, was man alles so mit einem einzigen Ton anstellen kann, wie man ihn leise, laut und dynamisch formen kann.

Am Ende gibt es noch ein flammendes Plädoyer für die Leidenschaft im Leben und darum, dass es nicht nur ums Funktionieren in der Welt geht. Die Kids haben super mitgemacht und bedankten sich (auch die anwesenden Lehrkräfte) mit einem Verpflegungspaket für das Fußballspiel. Schön, dass einige der Kinder wiedergekommen sind und sich das Konzert in Timmel angehört haben. Klassik ist also gar nicht so uncool, merken wir. Lernziel erreicht!

Rhapsody in School bei den Gezeitenkonzerten, Foto: Karlheinz Krämer
Rhapsody in School bei den Gezeitenkonzerten, Foto: Karlheinz Krämer

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